Aus da Schull

Zwei Schüler verabreden sich:
MORJE FREE JINN ICH NET EN DE KÄRISCH. KOMM, MIR TREFFE US AN DER RUTSCHBAHN NEWER DA SAKRESDÄI. ECH MOOS NOCH DEINE OFGAB AFSCHREIWE.

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Es war nicht so, daß die Eltern sorgfältig darauf achteten, daß auch die Hausaufgaben ordentlich gemacht wurden. Das Kind mußte häufig bei der Arbeit kräftig mit anfassen und somit blieb oft keine Zeit zur Verrichtung der Hausaufgaben.

Andererseits drohte natürlich eine "Tracht Prügel" vom Lehrer, wenn keine "Aufgaben" gemacht wurden. Somit war die Lösung, an einem versteckten Platz von einem Schulkameraden schnell abzuschreiben.

Schwierig wurde die Prozedur, wenn die "Aufgaben" in Tinte geschrieben werden mußte. Und wer erinnert sich dabei noch an Tintenfaß, Tintenläppchen und Ly 8 - Feder?

Kinder erzählen zu Hause:
DER GRADER HAT US SCHWER ZWESCHEIHOLD.
DEM HAMMA EN FÖNEF KNEBBELE RAIDASCHA ERENNISCHNIEDE.

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Ein Schüler spricht mit seinem neben ihm sitzenden Schulkameraden:
DAT ES JAUSSE OS KLETSCH. MÄI VADDA WELL, DAT ICH MET OFDE BERSCH FAHRE.

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Zur Unterstützung des "Lernerfolges bei den Schülern" war die Hiebe der Lehrer ein oft eingesetztes Mittel (Jungens auf den Hintern - Mädels auf die Hände). Je nach Intensität des Temperaments der jeweiligen Lehrer war der Verschleiß von Hiebestöcken oft sehr hoch. Schüler, die in den Augen der Lehrer besonders gut waren, wurden auserlesen, Hiebestöcke im Wald zu schneiden. Diesen "Sonderschülern" wurde von den Klassenkameraden auferlegt, Kerben in die Stöcke zu schneiden. Diese zerstoben natürlich beim austeilen der Hiebe des Lehrers. Der Delinquent hatte seine Hiebeschmerzen und die Klasse ihre Schadenfreude.

Die Kinder im Schulalter waren, vor allem in der Landwirtschaft, eine nützliche Arbeitskraft. Dem Vater war es oft zu lang, bis der Schulunterricht beendet war, um seinen Sohn mit zur Feldarbeit zu nehmen. Somit fuhr der Vater mit seinem Fuhrwerk bis zur Schule und meldete sich dort mit einem kräftigen Peitschenknall. Die bedeutete für den Sohn: "Sieh zu, daß du bald aus der Schule kommst. Ich brauche dich für die Arbeit auf dem Feld".