25.8.2009

Ein halber Rundbrief.

Liebe UnterstützerInnen, liebe Interessierte, liebe Freunde, liebe Familie!

Heute ist der 25. August 2009 und damit bin ich seit genau einem Monat hier. Unglaublich, wie schnell die Zeit doch vergangen ist! Ich möchte Euch durch meinen ersten, *halben* da inoffiziellen Rundbrief, einen kleinen Einblick und Überblick in das von mir Erlebte, Gesehene und Gefühlte der letzten Zeit geben. Zunächst einmal: Ich bin gesund und mir geht es gut!

Am 25.7. bin ich gemeinsam mit Simon, meinem Mitfreiwilligen, in Kigali gelandet. 19 Uhr. Dunkelheit. Als ich über die Landebahn auf das Flughafengebäude zuging konnte ich es kaum glauben, dass ich nun wirklich ruandischen Boden unter den Füssen hatte. Eine Flut von Eindrücken brach über mir hinein, als ich das Gebäude betrat: Überall Menschen, die so ganz anders aussahen als ich (auch daran muss man sich erst einmal gewöhnen!), bunte Kleider, Koffer, Kinder - kurz, der kleine Flughafen brach fast aus allen Nähten.

Zum ersten Mal fällt man so richtig auf. Ich merke, wie die Menschen mich mustern. Aber in Kigali sind die Menschen den Anblick von *umuzungus* gewöhnt, denn Kigali ist eine sehr gen Westen strebende Stadt. Mit aller Macht strebt Präsident Kagame danach, sein Land nach vorne zu treiben - und da giebts nur Eines: Entwicklung hin zu westlichem Lebensstandard. Auf diesem Wege werden daher Entscheidungen wie das neueste Verbot der Regierung getroffen, dass es verboten ist, Einkäufe auf die traditionelle Art und Weise auf dem Kopf zu tragen. Um auf den Umweltschutz zu achten, dürfen in der Stadt nur Papiertüten verwendet werden - aber Milch gibt es nur in Plastiktüten und auch die staatliche Müllentsorgung verläuft folgendermassen: die Menschen verbrennen des Nachts ihren Müll im Hof, während sie schlafen. Wirklich sehr innovativ für die Bevölkerung.

Bevor ich mich jedoch schon zu Beginn zu sehr in Systemkritik übe, zurück zu meiner Ankunft. Die lange Warterei am Flughafen lassen mich nach und nach ins Leere starren. Nach einigem Zweifeln und Antriebsproblemen entscheide ich mich doch dazu, hinaus zu gehen und die Menschen zu begrüssen, die extra gekommen sind, um uns Willkommen zu heissen - und damit stelle ich mich endgültig der Tatsache, dass jetzt etwas ganz Neues beginnt und es kein Zurück mehr gibt. Als ich jedoch klopfenden Herzens hinaustrat, wurde ich mit einer Warmherzigkeit begrüsst, die mir Erleichterung verschaffte. Dort waren Salvain, unser Dienstleiter, einige Lehrer der Schule und Jenny, eine amerikanisch - kanadische Freiwillige, die als Englischlehrerin an der Nyarurema School tätig ist.

Als wir aus dem Flughafen hinaustraten, rieb ich mir verwundert die Augen - es regnete, ein feiner Nieselregen legte sich auf meine Haut und das mitten in der Trockenzeit. Meine erste Fahrt im Pickup liess mich an unsere Vorbereitungszeit erinnern - hier ist es normal, wenn sich über 10 Menschen hinten auf dem Wagen tummeln. Und es macht einen riesigen Spass!

Nach der ersten Nacht in Kigali…Acht Uhr. Wach werden, durchatmen - Wo bin ich? Ach ja, in Kigali, Ruanda, nicht zu Hause im Bett. Das hier ist kein Sonntag, wie du ihn 19 Jahre lang erlebt hast: Kaffegeruch von oben, Aufstehen um halb zehn, Frühstücksei… Nein, du bist nicht in deiner gewohnten Umgebung, sondern 6000km entfernt. An diesen Gedanken musste ich mich erst wieder neu gewöhnen. Aber das war an diesem Tag kein Problem für mich - so viele neue Eindrücke erwarteten mich!

Also stand ich auf, schon klopfte Simon an die Tür und rief: Guck mal raus! Ich öffnete die Gardinen und gab den Blick frei auf einen der Hügel Ruandas, über und über bedeckt mit Häusern, die in den Hügel hineingebaut sind. Auch um diese Zeit waren von überall her Geräusche zu hören: ein Radio lief, jemand klopfte einen Teppich aus…und die Strasse war schon voller Menschen, die eilig oder schlendernd ihrer Wege gingen. Menschen, die ihre Einkäufe getätigt hatten und sie nun auf dem Fahrrad nach Hause fuhren. Oder auch Menschen, die einfach nur dasitzen oder -stehen und ihre Umgebung betrachten. Am liebsten ist mir der Anblick von Müttern, die ihre Kinder auf dem Rücken tragen und gleichzeitig noch anderes Gepäck mit sich führen. Beeindruckend.

…Menschen, überall Menschen…So viele Menschen habe ich zu Hause selten gesehen (ausser bei besonderen Ereignissen oder im stets überfüllten, unerträglichen Löhr Center) - Aber es ist anders…Die Menschen hasten nicht über die Strasse, ich bin der Meinung, hier noch keinen einzigen wirklich gestressten Menschen gesehen zu haben. Ausser vielleicht Salvain, der immer recht busy ist.

Es ging weiter! Die ersten vier Tage verbrachte ich mit Simon in Matimba, da die Lehrerschaft der Nyarurema School einen Ausflug nach Kampala machte. In diesen vier Tagen habe ich schon so viel erlebt, dass es zu viel ist, um es aufzuschreiben. Ich habe u.a. eine Reise nach Byumba gemacht, um den Bischof kennen zu lernen - eine wirklich interessante Persönlichkeit, die sich so ganz von meinen Vorstellungen eines Bischofs unterscheidet. In diesen Tagen hatte ich auch zum ersten Mal ein Tief - Heimweh war angesagt…Aber als ich am Ende der Woche endlich endlich nach Nyarurema kam, wusste ich sofort: Hier wirst du dich wohl fühlen. Nyarurema liegt auf und zwischen Hügeln, es grünt und blüht überall. Im Zentrum, Buguma, befindet sich die *Stammkneipe* der Lehrer, wo sie sich so oft es ihre Zeit erlaubt zu einem Bier treffen. Menschen, überall Menschen…

*Muzungu*- Rufe schallen mir von überall her entgegen, die Kinder laufen auf unser Auto zu, die Erwachsenen schauen neugierig herüber…An diesem Tag bin ich noch nicht daran gewöhnt, eine solche Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich bin doch nichts Besonderes! Dennoch ist es schön, wie sehr sich die Menschen für einen interessieren.

Weiter gehts zum Pfarrhaus, das erhöht auf einem Hügel direkt neben der Kirche liegt. Dort lebe ich gemeinsam mit einem Seminaristen und vier Priestern, die allesamt wirklich sehr nett sind und sich fürsorglich um mich kümmern. Ich habe ein wunderschönes, kleines Zimmer mit Ausblick auf Buguma, einen tollen, ruhigen Garten mit einer Bank zum Lesen im Schatten eines schönen Baumes. Herrlich!

Abends höre ich die Grillen zirpen, sehe den Sternenhimmel in aller Klarheit (inclusive Milchstrasse, weil es hier keine Strassenbeleuchtung gibt…), höre die Trommeln und den Gesang der Schüler und kann mich einfach nur wohlfühlen…Das hat sich bis jetzt noch nicht geändert - mein Zimmer ist ein wunderbarer Rückzugsort, den ich einfach brauche.

Mein zweites Wochenende habe ich wieder mit Simon in Kigali verbracht und dort meine erste ruandische Hochzeit (und die erste meines Lebens) miterlebt. Hier ist es üblich, dass nicht nur ein Paar, sondern gleich fünf oder mehr gemeinsam heiraten - und das jedes Wochenende…Der Gottesdienst dauert ca drei Stunden und die anschliessende traditionnelle Zeremonie noch einmal drei. Aber das ist African time…Ein Gottesdienst dauert hier immer länger als eine Stunde, die Autofahrten über die African roads (die ich jetzt schon wirklich liebe..=) ) auch mindestens eine und das schönste ist - die Menschen haben Zeit. Natürlich ist das nicht so schön, wenn man, wie Simon und mir passiert, eine Stunde mitten in Nyagatare darauf wartet, abgeholt zu werden, hundemüde von einer langen Busfahrt ist und von allen Seiten von Motorradtaxifahrern nicht so nett angesprochen wird und das dann auch noch nicht verstehen kann. Dennoch…man gewöhnt sich an alles! Deutsche Pünktlichkeit ist hier nicht gefragt. Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn ich morgens doch früher als alle anderen im Centre bin. Um acht Uhr soll es losgehen, die meisten trudeln ab halb neun ein. Also gewöhne ich mir an, auch erst um diese Zeit da zu sein- und es funktioniert super, schliesslich war ich in Deutschland ja auch nicht gerade die Pünktlichste.

Jetzt aber zu meiner Arbeit. Nachdem ich nach einer vollbepackten und stressigen ersten Woche und zweitem Wochenende endlich richtig in Nyarurema ankam, setzte ich mich gemeinsam mit Salvain, meinem Dienstleiter und gleichzeitig Schulleiter der Nyarurema School hin, um zu klären, was ich denn machen könnte. Wie schon im Vorhinein abgesprochen war, soll ich einige Aufgaben an der Schule übernehmen.

Hauptsächlich geht es darum, mich gemeinsam mit Jenny und mit, wir würden sie in Deutschland als Vertrauensleherin für Mädchen bezeichnen, Siphoro um die Mädchen kümmern - Sport, Hygiene, Aids usw. Dann werde ich, wenn ich irgendwann ein wenig mehr der Sprache mächtig bin, im AIDS- Zentrum mithelfen.

Im Moment bin ich lediglich in einem Zentrum für 15 bis 25 jährige junge Frauen tätig, die nur die primary school absolviert haben und dort Nähen, Kochen und Englisch lernen. Meine Aufgabe ist es, ihnen so einfach wie möglich, Englisch beizubringen, mit ihnen Spiele zu spielen (Sport) und ihnen, wenn ich mehr Kinyarwanda kann, gewisse *life skills* mit auf den Weg zu geben. Das meint, genau wie oben erwähnt, dass ich mich sozusagen den Fragen der Mädchen öffne und ihnen über meine Erfahrungen in Deutschland berichte.

Wie ihr vielleicht schon herauslesen könnt, liegt mein Problem im Moment schlichtweg in der Sprache. Die, wie soll ich sie nennen, einfachen Menschen können eben kein Englisch oder Französisch und es macht mir die Kommunikation im Alltag sehr schwer, dass ich nur die Begrüssungsfloskeln beherrsche. Ich finde es schade, dass ich mich nicht wirklich mit den Menschen unterhalten kann oder die Mädchen im Zentrum mich fragend anschauen, wenn ich versuche, ihnen mit Händen und Füssen etwas zu erklären. Besonders auf der Strasse ist das schade. Zum Beispiel gehe ich sehr oft spazieren und dann sprechen mich viele Menschen an, wie Frauen, die mit ihren Babys auf dem Rücken ihrer Wege gehen. Sie fragen mich dann etwas und ich muss ihnen immer antworten: Simbyumva ( Ich verstehe es nicht). Das ist schade, da ich so den richtigen Kontakt noch nicht herstellen konnte. Aber immer buhoro, buhoro (langsam, langsam), schliesslich bin ich erst seit einem Monat hier.

Es gibt jedoch auch Erfolgserlebnisse, die mich darin bestärken, mehr zu lernen: Heute habe ich mich auf dem Nachhauseweg mit ein paar Kindern unterhalten, die mich sogar schon kannten - sie haben mich, durch Gesten, gefragt, wann ich wieder laufen gehe. Denn das versuche ich hier so oft es geht: Laufen. Dabei lernt man die Umgebung kennen, sieht viele Menschen und es ist einfach nur sehr entspannend, in der untergehenden Sonne vor sich hin zu laufen und dabei dieses unglaubliche Licht zu geniessen, das eine ganz besondere Atmosphäre herstellt. Leider bin ich dabei Sonntag vor einer Woche umgeknickt- ich habe die African road einfach unterschätzt. Aber es geht schon wieder, der Fuss ist nur noch ein bisschen blau.

Schön ist es auch, dass die Kinder auf der Strasse nun so langsam anfangen, mich nicht mehr muzungu, sondern Teresa zu rufen, wenn ich vorbeikomme…Das ist ein unglaublich tolles Gefühl, was mir immer wieder Auftrieb gibt.

Einen nicht so schönen Tag hatte ich, als ich vor zwei Wochen gemeinsam mit zwei Lehrern nach Kibungo im Süden gefahren bin, um dort den Präsidenten zu treffen. Im Vorhinein dachte ich: Toll, diese Chance zu bekommen. Pünktlich zur angesagten Abfahrtszeit stand ich um sechs Uhr in der Frühe am Bus - leider war der noch nicht da. Los ging es um halb acht, erst einmal bis Nyagatare, der Distriktstadt. Dort warteten wir noch einmal über eineinhalb Stunden, bis es weiterging. Kurzum: Nach insgesamt sechs Stunden kamen wir um halb eins an. In brütender Hitze. Ein menschenüberfüllter Platz. Eine Weisse unter tausenden Schwarzen. Und alle Augen auf mich gerichtet. Drei Stunden lang. Der Präsident war nur halb so interessant wie ich, sodass ein Polizist die Menschen irgendwann begann zu fragen, weshalb sie eigentlich hier waren - doch wohl, um ihren Präsidenten anzuhören. Sprachs und drängte die Menschen mit dem Gummistock von der Absperrung zurück, an die sie sich gelehnt hatten, um ein wenig Erholung zu bekommen. Auch ich konnte den ganzen Tag nicht stehen, sitzen, geschweige denn etwas Trinken. Immer wurde ich von Menschen umrundet. Kagame kam, sprach, liess sich umjubeln und ging wieder. Ich habe an diesem Tag erfahren, wie das System sein Volk behandelt. Aber das Volk trägt das System, dank guter Propaganda und Milch for free nach der Veranstaltung. Ich habe an diesem Tag erfahren, was ich schon wusste oder erahnte: * Do not criticize the system in public!!!*, sagte einer der Lehrer zu mir, nachdem ich mich kurz abfällig über den Präsidenten und seine Polizei geäussert hatte. (Grund: Am Eingang wurde ich doppelt stark kontrolliert - meine Taschenlampe haben sie besonders misstrauisch beäugt und wohl für eine Bombe gehalten.)

Aber ich höre jetzt damit auf.

Ich habe noch gar nichts zu meinem Umfeld geschrieben. Die Menschen hier sind unglaublich nett, offen, interessiert, herzlich…Ich verstehe mich wunderbar mit Salvain und den Lehrern der Schule und auch mit Simon stehe ich in häufigem Kontakt - es tut einfach gut, auch ab und an mal eine deutsche Stimme zu hören. Ich durfte schon einige lustige, schöne Stunden mit den Lehrern erleben - sei es bei einem Feierabendbier, einer Fahrt über African roads zu einer Hochzeit hinter der Grenze zu Uganda (mit kleinen Komplikationen auf einer Brücke, die es in Deutschland noch nicht einmal in einem Wald geben würde, denn sie bestand nur aus Baumstämmen - wir mussten sie aber mit dem Pickup bewältigen…sehr amüsant!) oder aber beim Grillen eines Ochsen wie letzten Samstag. Eine Weide, ein paar Bäume, Kühe…und ein Pickup, gute Musik und 20 Menschen, die sich schon zwei Wochen darauf gefreut hatten, diesen Fleisch verspeisen zu können (ich ausgenommen…). Ich kann gar nicht beschreiben, welchen Spass wir hatten und vor allem, welche Atmosphäre herrschte. Diese Lehrerschaft ist wirklich das, was man unter einem Team versteht. Dazu gehören nicht nur die Lehrer, sondern auch die Sekretärin oder die Bibiliothekarin (plus Baby). Auch die Lehrer sind ein homogenes Gemisch, denn eine richtige staatliche

Lehrerausbildung gibt es hier nicht - dennoch bemühen sie sich alle nach Kräften. Sei es ein studierter Ingenieur oder die Ordensschwester, die 15 Jahre in Brasilien und drei in Spanien gelebt hat. Sei es in Diskussionen, Sitzungen oder einfach nur bei gemütlichem Zusammensitzen. Man merkt es immer an den Reden, die hier ausgiebig gehalten werden - auch das etwas ganz Neues für mich: Hier ist es üblich, dass man, z.B. wenn man irgendwo eingeladen ist oder einfach nur so zusammen ist, eine Rede hält, in der man seine Wertschätzung für die Anwesenden kund tut - das kann auch dazu führen, dass jeden ein paar Worte zu äussern hat. In dieser Gemeinschaft fühle ich mich wirklich wohl. (Zwar hatte ich nach dem Grillen und einer wunderbaren, luftigen und lustigen Rückfahrt drei Tage Grippe und Magenprobleme, aber das muss man wohl dann einmal in Kauf nehmen…)

So wohl ich mich in meinem Leben ausserhalb der Arbeit fühle, so schwer tue ich mich im Moment noch bezüglich dieser. Ich möchte da den heutigen Tag einfach einmal als Beispiel geben, weil er einfach bezeichnend war. Heute Morgen bin ich, nach einer eher unruhigen Nacht, mit wenig Motivation ins Zentrum gegangen. Meine Gedanken waren: Mist, du kannst einfach nicht nähen, wie soll das gehen, die Näh - Lehrerin versteht einfach nicht, dass du das nicht kannst, weil du es in Deutschland einfach nie gelernt hast. Und an der Nähmaschine stellst du dich auch einfach nur dumm an. Was soll ich nähen lernen, wenn ich eher ein Kopfmensch bin? Sollte ich nicht lieber zwei Mal die Woche, Englischunterricht geben, das wäre sowieso sinnvoller, bei einem Mal bleibt nicht viel hängen…(Vielleicht sollte ich einschieben, dass ich ausser meinem Englischunterricht unter der Woche dort versuche, nähen zu lernen und so mit den Mädchen auf eine persönlichere Ebene zu kommen)

So in der Art waren meine Gedanken. Ich war mutlos. Ich wollte nicht an die Nähmaschine und habe daher ein Loch an meiner Hose repariert. Die Ordensschwester, die sonst oft da ist und das Zentrum eigentlich leitet und manche Dinge für mich übersetzt, ist bis zum Ende der Woche nicht da.

Auch in der Mittagspause, beim Essen im Pfarrhaus war ich noch niedergeschlagen. Danach habe ich mich jedoch aufgerappelt und bin erneut hinunter ins Zentrum. Und was soll ich sagen…Die Mädchen hatten wohl gemerkt, dass es mir am Vormittag nicht so gut ging und haben mich dabei unterstützt, an die Maschine zu setzen und mir geduldig dabei geholfen, an meinem Kleid für ein Kleinkind weiter zu nähen. Nebenbei haben wir viel gelacht und uns mit ein paar Brocken Kinyarwanda- Englisch verständigt.

Morgen steht wieder Englisch auf dem Plan…Und meine Stimmung war wieder gut. Am besten umschreibe ich meine Gemütslage mit folgendem Vergleich…Die Gefühle sind wie eine Achterbahn, in einem Moment sind sie obenauf- es geht mir blendend. Im nächsten Moment fahren sie bergab- und das alles kann sich innerhalb einer Stunde ändern…

Ich will nicht bestreiten, dass ich immer noch oft Heimweh habe, die Tage zähle oder in Erinnerungen an tolle Tage in Deutschland schwelge ( davon gibt es schlichtweg so viele) - aber ich kämpfe. Weil ich weiss, dass Ruanda ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen ist, weil ich weiss, dass ich dieses Land lieben lernen werde, weil ich weiss, dass ich hier irgendwann richtig ankommen werde, weil ich weiss, dass ich jemand bin, der einfach mehr Zeit braucht- weil ich merke, dass ich so langsam beginner, zu geniessen. Weil ich weiss, dass ich nie wieder so frei sein werde wie in diesem Jahr.

Zum Schluss möchte ich noch einen Spruch anfügen, den ich aus einem Buch habe, das Gabi meiner Mama geschenkt hat und sie mir dann mit auf den Weg gegeben hat…

Alles ist Gut

Was ist Glück? Vielleicht nur ein Moment. Tief durchatmen. Alles ist gut. So gut wie es nur sein kann. Jetzt. In diesem Augenblick. Das wahrnehmen, das ist Glück.

(M. Kaessmann)

In diesem Sinne…hoffe ich, dass ihr ein wenig Spass beim Lesen hattet und vor allem, dass es euch allen gut geht, egal, wo auf diesem grossen Erdball ihr euch gerade befindet!

Murabeho!
Eure Teresa

PS: Ich freue mich natürlich über jede E-Mail, die ich, auch gerne mit Fragen, zurück bekomme =)