22.12.2009

Liebe Interessierte, liebe UnterstützerInnen,
liebe Freunde und Familie!
 

Weihnachten steht vor der Tür und ich möchte mich noch einmal, so kurz vor den Festtagen, bei Euch melden- und Euch danken!

Am 25.12. bin ich seit fünf Monaten hier in Ruanda und Ihr habt mich in dieser Zeit wunderbar unterstützt- sei es durch E-Mails, Briefe, Päckchen oder Spenden für meine Projekte. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich darüber freue und danke Euch von ganzem Herzen für eure Unterstützung und eure Gedanken an mich! Es ist schön zu wissen und zu spüren, dass so viele Menschen mit mir mitfühlen und mit(er)leben- das gibt mir Rückhalt.

Wie verbringe ich Weihnachten? Bevor ich zu meiner Antwort komme, möchte ich noch ein wenig von der letzten Zeit hier in Ruanda erzählen.  Nachdem die zurückliegenden Wochen wenig von Kontinuität und Normalität geprägt waren, hoffe ich nur auf ein wenig Ruhe über die Weihnachtstage. Ende November/ Anfang Dezember ging es mir blendend. Ich bin viel Mountainbike gefahren, habe die Natur und das Land dadurch besser kennen und lieben gelernt und verstehe mich mit jedem Tag besser mit meinen Priestern. Ich genieße die Abende, wenn es draußen langsam ruhig wird, man nur noch diverse Tierlaute hört (die ich leider größtenteils nicht erkennen kann) und wir am Tisch sitzen, über den vergangenen Tag sprechen und darüber diskutieren, ob ich jetzt etwas esse oder ob es 21.26 oder doch 21.28 Uhr ist. Denn um 21.30 Uhr ist Zeit zum Schlafengehen. Es gibt wenige Ruander, die nach der Uhr leben- mit Ausnahme meiner Priester, was manchmal wirklich angenehm ist. Am ersten Advent habe ich gemeinsam mit Maria, einer anderen Freiwilligen aus Kigali, die mir zu einer guten Freundin geworden ist, einen wunderschönen und gemütlichen Sonntagnachmittag verbracht- mit Adventskranzbasteln, Tee und Keksen.
Nachdem ich Anzeichen einer Grippe hatte, bin ich nach vermeintlicher Genesung übers Wochenende nach Kampala, die Hauptstadt Ugandas, gefahren um dort einen befreundeten Lehrer zu besuchen. Wir haben ein anstrengendes, aber tolles Wochenende verbracht. Kampala ist dreckig, riesig und unglaublich lebendig, was wohl daran liegt, dass es den Menschen hier erlaubt ist, Essen auf der Straße zu verkaufen (Was in Kigali nicht der Fall ist). Als ich nach diesem Wochenende zurück nach Hause kam, ging es mir richtig schlecht, ich hatte Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Selbst einige Tabletten Paracetamol halfen nicht und nach drei Tagen ohne Besserung in Sicht machte ich einen Malariatest, der positiv ausfiel. Ich bekam ein Medikament gegen die Malaria und nach drei weiteren Tagen ging es bergauf. Jetzt bin ich wieder vollständig genesen, zwar noch etwas wacklig auf den Beinen und nicht voll belastbar, aber das wird mit der Zeit.

Jetzt aber zum Wesentlichen- Weihnachten!

Diejenigen, die mich gut kennen, wissen, dass ich dieses Fest - ohne seinen kommerziellen Nebeneffekt - sehr liebe. Die Atmosphäre, die Kerzen, das Beisammensein, der Duft, der leuchtende Weihnachtsbaum... Dieses Jahr wird es anders. Kein Weihnachtsbaum, aber vor allem keine Kälte sondern vermutlich 25Grad und Sonnenschein. Weihnachten wird hier nur am 25.12. gefeiert - mit einer ersten Messe um vier Uhr morgens und zwei weiteren um 7.30Uhr und 10.30Uhr. Abends feiern wir im Pfarrhaus gemeinsam mit den Schwestern von Nebenan und denjenigen aus der Krankenstation. Gestern Abend haben wir alle unsere Wichtel gezogen - ich bin mal gespannt, ob ich ein passendes Geschenk finde, wo es hier in meinem Dorf eigentlich so gut wie gar nichts zu kaufen gibt. Aber ich finde es eine schöne Idee =).

Für mich gehört jedoch der Heiligabend zu Weihnachten dazu. Daher habe ich mir vorgenommen, nachmittags für meine Priester Pudding zu kochen und danach mit einer Kerze, der Bibel und einem Sprüchebuch in die Kirche zu gehen, um das Evangelium und einige Gedichte zu lesen. Im Anschluss mache ich dann Bescherung in meinem Zimmer, mit Adventskranz, Zimtstange, Weihnachtsmusik und ein paar Keksen- und lese all die tollen Briefe, die schon auf meinem Schreibtisch stehen, öffne die Päckchen, die mir die lieben Menschen in Deutschland geschickt haben und freue mich... dass ich nicht allein bin. Damit ich, jedenfalls körperlich, nicht allzu einsam bin, esse ich mit meinen Priestern zu Abend und schenke ihnen einen Kalender von der schönen Mosel - damit sie eine Vorstellung von meiner Heimat haben.

Wahrscheinlich bin ich dann auch schon ganz aufgeregt auf den nächsten Tag und übe noch einmal. Denn - ich habe meinen Priestern (in einer irrwitzigen Minute?) versprochen, die erste Lesung am Weihnachtstag zu halten- auf Kinyarwanda ( Ihr könnt Euch ja mal daran versuchen =) ). Wenn ich an die Menschenmasse denke, die mich währenddessen erstaunt anschaut, werde ich jetzt schon ganz nervös...Aber ich habe es mir vorgenommen und deshalb ziehe ich das jetzt durch. Außerdem gebe ich mir und vielleicht auch den Menschen ein klein wenig das Gefühl, schon ein Teil der Gemeinschaft geworden zu sein...

In den verbleibenden drei Tagen bis Weihnachten werde ich noch einmal in meine Projekte gehen. Morgen koche ich wieder mit den Mädchen im Nähzentrum, spiele mit den Kindern im Aidszentrum Memory und bringe ihnen an Heiligabend Gummibärchen aus Deutschland vorbei um ihnen eine kleine Freude zu bereiten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge denke ich an Weihnachten - aber auch hier gilt es, diese einmalige Erfahrung zu genießen und zu leben. Schließlich kann ich noch mein ganzes Leben lang Weihnachten im (kalten) Deutschland verbringen!

Was bleibt...

Ich wünsche Euch stressfreie, erholsame, schöne Weihnachtstage, in denen ihr an all das Schätzens- und Liebenswerte in eurem Leben denkt (wie ich es auch tun werde) und festhaltet.

Noheli nziza- Frohe Weihnachten!

Teresa aus ihrem wunderschönen kleinen Dorf Buguma...

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert."  "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
Berthold Brecht, Das Wiedersehen