14.1.2010

Liebe UnterstützerInnen, liebe Freunde und Familie!
 

Mit einiger Verspätung wünsche ich Euch / Ihnen allen
"Ein frohes neues Jahr
!"
Vielen vielen Dank für die vielen Weihnachtsgrüsse und -wünsche, ich habe mich sehr gefreut! Leider konnte ich nicht auf alle emails antworten, die Zeit und auch die technischen Gegebenheiten lassen dies nur schwer zu.
Ich weiss nicht, wo die Zeit in den letzten drei Wochen geblieben ist. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass ich mit der Organisation meines Zwischenseminars in Ghana beschäftigt und teilweise auch völlig überfordert bin. Nach Kommunikationsproblemen stellte sich Ende Dezember heraus, dass ich nicht an dem Zwischenseminar in Tansania teilnehmen kann, wie alle meine VorgängerInnen und mein Mitfreiwilliger Simon.

Es musste schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden. Vom Zeitpunkt her ist das Seminar in Ghana die bestmögliche Alternative. Am 27. Januar geht es los und ich hoffe, dass ich bis dahin alle Organisationsschwierigkeiten (besonders das den Visums) bewältigt habe. Es strapaziert die Nerven doch ganz schön, wenn immer wieder neue Probleme auftauchen, besonders weil die Technik und die Entfernung zu Kigali mir oft einen Strich durch die Rechnung machen.

Doch jetzt zum Wesentlichen. Mein Weihnachtsfest!
Der Weihnachtsgruss war gerade abgeschickt, die Vorfreude stieg und die Vorstellungen, wie ich es letztlich gestalten sollte wirbelten in meinem Kopf. Da bereiteten mir meine Priester einen Schock. Am 22. saßen wir abends gemeinsam am Tisch, als sie mir verkündeten dass die Weihnachstfeier mit den Schwestern auf den Neujahrstag verschoben worden war. Das sah ich nicht als wirklich schlimm an, weil ich dachte, dass wir trotzdem im kleinen Kreis feiern würden. Sie diskutierten jedoch weiter, leider auf Kinyarwanda, sodas ich kaum etwas verstand. Was ich zu verstehen glaubte war, dass sie am 25. nicht feiern wollten, weil sie aufgrund der vielen Messen (um 4:00 Uhr, 7:30 Uhr und um 10:00 Uhr in verschiedenen Untergemeinden) dafür zu müde seien. Ich war völlig fertig und traurig. Was sollte ich tun? Weihnachten einfach übergehen? Nein, konnte ich nicht. Also suchte ich nach Alternativen. Meine Freundin Maria bot mir an, gemeinsam mit ihr nach Gisenyi zu fahren, um dort die Feiertage zu verbringen. Das war zwar ziemlich spontan, aber besser, als überhaupt keine Feier zu haben. Dennoch war ich einfach sehr traurig, ich wollte nicht weg. Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf sprach ich am nächsten Morgen mit den Priestern und sagte ihnen, dass ich über Weihnachten wegfahren würde, um nicht alleine zu sein. Sie konnten das verstehen. Als ich sagte, dass ich zwar nicht weg wolle, aber wenn sie nicht feiern.... Da riefen sie völlig erstaung aus- "Wie Teresa, denkst du wirklich, wir feiern kein Weihnachten?!"

Es stellte sich bald heraus, dass sie sich nur gefragt hatten, ob sie abends noch eine der Schwesterngemeinschaften besuchen sollten. Ich kann gar nicht bescheiben, wie froh und erleichtert ich war. Jetzt konnte ich mich endlich auf die nächsten Tage freuen. In guter Stimmung ging ich ins Nähzentrum, wo ich die Mädchen zunächst im Englischen unterrichtete (die Uhrzeit und Zahlen bis 100) und ihnen dann versuchte zu erklären, wie wir in Deutschland Weihnachten feiern. Das war gar nicht so leicht, vor allem weil mein Kinyarwanda dafür noch nicht wirklich ausreicht. (Sie dachten am Ende, dass ich über die Feiertage nach Deutschland fliege...) Ich malte einen Weihnachtsbaum an die Tafel und verteilte Schokolade (was man an Weihnachten einmal tun darf), worüber sie sich riesig freuten. Nachmittags im Aidszentrum habe ich mit den Kindern gespielt und ihnen Gummibärchen mitgebracht. Bald darauf begann auch schon die Nacht vor dem heiligen Abend... Ich erinnerte mich, wie jedes Jahr kurz vor dem Einschlafen an ein Gedicht...*Die Nacht vor dem heiligen Abend, da liegen die Kinder im Traum, sie träumen von schönen Sachen und von dem Weihnachtsbaum*... Ja, ich liebe Weihnachten.

Manche mögen das als kitschig empfinden. Der 24. stand ganz im Zeichen der Vorbereitung. Ein Besuch auf dem Markt, das Herrichten meines Zimmers etc... Der Regen kam. Heftig, gegen die Fensterscheiben klatschend und endlos... genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Schnell war der Abend da. Zwei der Priester machten sich auf den Weg, da sie am nächsten Morgen um vier die ersten Messen hatten. Eine eigenartige Ruhe legte sich über unseren Hügel, nur unterbrochen von den Stimmen derjenigen, die die ganze Nacht vor der Kirche warteten. Als ich im Dunkeln in der Kirche saß, unsere Krippe betrachtete, wurde mir einmal mehr klar - Weihnachten, das sind nicht grosse Geschenke oder üppiges Essen, blinkende Lichter überall. Weihnachten ist ein Gefühl, das jeder für und in sich selbst entdecken muss. In diesem Moment war ich sehr glücklich und acht Monate kamen mir auf einmal kurz vor... Den restlichen Abend verbrachte ich im Kerzenschein, mit guter Musik und den kleinen Aufmerksamkeiten von zu Hause (Danke an alle!) in meinem Zimmer. So langsam stieg die Aufregung für die Lesung.

Es war eine wundervolle heilige Nacht... Als um vier Uhr die Trommeln den Beginn des ersten Gottesdienstes verkündeten, wachte ich auf. Nervös wartete ich, nervös saß ich überpünktlich in der Kirche. Dann ging ich nach oben. Ich hörte das Raunen der Menschen... *Was macht der Muzungu denn da?* Während der Lesung hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Es hat super geklappt! Am Ende des Gottesdienstes wurde mir sogar gedankt und der halbe Distrikt wusste innerhalb kurzer Zeit, dass ich in der Kirche gelesen hatte. Vielen Menschen kamen auf mich zu und sagten, dass sie das richtig klasse gefunden hatten.

Zum ersten Mal fühlte ich mich der Gemeinschaft richtig zugehörig.

Das Fest konnte beginnen! Ich hatte das Esszimmer ein wenig geschmückt, die Weihnachtsstimmung in unserer *kleinen Familie* (wie die Priester sie nennen) war fast schon greifbar. So verbrachten wir einen wunderschönen Nachmittag... und wieder regnete es. Auch der Abend, den wir dann doch gemeinsam mit den Schwestern feierten, war herrlich. Besonders in Erinnerung ist mir der Moment, als wir kurz vor dem Heimweg *Stille Nacht, heilige Nacht* auf Französisch sangen...

Ein rundum wundervolles Fest, das ich sehr genossen habe.

So sehr ich Weihnachten liebe, so wenig bedeutet mir Silvester. Hatte ich mir vorher überlegt, einfach ins Bett zu gehen, änderte ich meine Meinung dann doch. Gemeinsam mit Simon, zwei weiteren Freiwilligen aus Nyagatare und einigen Lehrern feierten wir bei uns im Garten.

Am Neujahrstag fand dann die Feier der ganzen Gemeinschaft *unseres Hügels* statt. Nach dem Essen ging es daran, die Wichtelgeschenke zu verteilen und das Geheimnis zu lüften. Der Höhepunkt war der Vortrag eines Liedes durch die Priester- ich sollte die Dirigentin spielen. Wir hatten das Lied, das aus zehn verschiedenen ruandischen Liedern zusammengesetzt ist, schon ewig vorher und immer mal wieder beim Abendessen geübt. Die Lacher waren auf unserer Seite... [Fotos].

Ich hoffe ich bin nicht zu ausführlich geworden und es war einigermassen interessant, über mein so anderes Weihnachtsfest zu lesen. In den kommenden zwei Wochen werde ich mich ausschliesslich um meine Arbeit kümmern, noch einmal viel Zeit mit den Kindern und den Mädchen im Zentrum verbringen, bevor ich nach Ghana aufbreche (falls ich das Visum noch rechtzeitig bekomme). Ich werde mich nach meiner Reise mit dem nächsten Rundbrief melden!

Bis dahin wünsche ich Euch / Ihnen einen guten Einstieg ins neue Jahr!

Liebe Grüsse aus dem warmen Nyarurema in das verschneite Deutschland, das heisse Brasilien, kalte Paris, sonnige Nicaragua, Israel, Italien, Burkina....in die Welt!
Teresa

"Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen. Ich schulde ihnen noch mein Leben."
(F. Frei)